Wir trauern um Ingo Krampen
* 28.09.1950 † 17.10.2024
„Recht-schaffend werden", lautet der Titel des gerade erschienenen Buches von Ingo Krampen. Es ist sein geistig- soziales Vermächtnis. Schuld und Anspruch durch Verantwortung und Vertrauen zu ersetzen, hat ihn sein Leben lang beschäftigt, im Großen wie im Kleinen.
Ingo Krampen ist in Witten geboren und ging in Bochum-Langendreher in die Rudolf-Steiner-Schule. Als Sohn eines Buchhändlers wuchs er mit Büchern auf, die ihn umgaben. Animiert durch den Rechtsanwalt und späteren Gründer der GLS Treuhand und GLS Bank, Wilhelm Ernst Barkhoff, studierte er Jura.
Als angehender Jurist und junger Familienvater war er Mitte der siebziger Jahre an der Gründung der GLS Bank beteiligt. Er war viele Jahre im Vorstand und später im Aufsichtsrat der GLS Treuhand. Zudem war er einer der maßgeblichen Initiatoren des Waldorfkinder-gartens und der Widar Schule in Bochum-Wattenscheid. Die rechtlich-soziale Begleitung und Beratung von Waldorf- und anderen freien Schulen war der Schwerpunkt seiner anwaltlichen Tätigkeit. Durch sein großes Engagement für Bildungseinrichtungen wurde er 1999 Mitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Hannoverschen Kassen. Aufgrund seines breit gefächerten Netzwerks ist es ihm gelungen, für die jeweilige Phase immer die richtigen Menschen für die Arbeit im Aufsichtsrat und Vorstand zu finden. Mit seiner umsichtigen Art steuerte er die Kassen auch durch turbulente Zeiten.
Mit großer Dankbarkeit schauen wir auf die Zusammenarbeit mit Ingo Krampen zurück. Über 20 Jahre fingen die Mitgliederversammlungen und Aufsichtsratssitzungen mit einer kleinen Geschichte an, die er zur Einstimmung vorgetragen hat. Meist mit einem aktuellen Bezug, einer Lebensweisheit gewürzt und immer mit viel Humor. So waren nicht nur die Veranstaltung, sondern auch die Herzen und Gedanken der Anwesenden eröffnet.
Ingo Krampen liebte die Geschichten, die das Leben schreibt. Er wusste immer Quellen, wo diese zu finden waren und war oft selbst die Quelle dieser Anekdoten. So war Ingo Krampen über viele Jahre der Autor der Kolumne „Hömma Kaal" im „Bankspiegel", der Zeitschrift der GLS Bank. Auf Ruhrgebietsdeutsch erzählte der naiv erscheinende Kaal seiner Frau in wenigen Sätzen den Inhalt der Artikel im Bankspiegel. Weisheit und Humor zu verbinden, waren Ingos herausragende Stärken. Vielleicht könnte man Ingo Krampen treffend als einen humorvollen, philosophischen Pragmatiker bezeichnen.
Sein beruflicher Schwerpunkt war neben dem Schulrecht das Familienrecht. So begleitete er auch viele Paare in vereinenden oder trennenden Situationen. Seinen Beruf als Anwalt wandelte er um zum Mediator. Nicht das Einzelinteresse zu vertreten, sondern beide Seiten zu verstehen und zur Aussöhnung oder Lösung zu bringen, war ihm wichtig.
Als Mediator war er bis zuletzt gefragt, ob von Einrichtungen in Konfliktlagen oder einzelnen Menschen. Seine Rolle war nicht für oder gegen etwas oder jemanden zu sein, nicht Recht anzuwenden oder Recht zu geben, sondern aus der Mitte Neues zu schaffen.
Ingo Krampen starb nach kurzer Krankheit am 17. Oktober 2024. Er musste für uns alle unerwartet sein rechtschaffendes und Recht-schaffendes Leben abschließen. In unseren Herzen und Gedanken bleibt er lebendig.
Thomas Jorberg,
stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates
der Hannoverschen Kassen
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